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ÜBER DIESE AUSWERTUNGSSEITE

Diese Auswertungsseite verfolgt das Ziel Interessierten nicht nur einen besseren Zugang zu der von uns geschaffenen empirischen Basis über antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein und den darauf getroffenen Einschätzungen, sondern auch zu notwendigen und weiterführenden Informationen über das Erfassungssystem von LIDA-SH sowie zu jüdischen Perspektiven auf Antisemitismus zu bieten. Diese Auswertungsformat betrachten wir dabei nicht als abgeschlossen, sondern als vorläufiges Ergebnis eines längerfristigen Prozesses, der nur durch unsere externen Partner_innen möglich geworden ist.

Zuallererst gilt unser Dank unseren jüdischen Partner_innen: Für ihr Vertrauen, ihre Bereitschaft uns an ihren Perspektiven teilhaben zu lassen und ihre kontinuierliche Unterstützung in unserer Arbeit. Dann möchten wir uns bei unseren weiteren Netzwerkpartner_innen bedanken. Mit ihren Meldungen haben sie wesentlich dazu beitragen Antisemitismus sichtbarer zu machen. Schließlich möchten wir WhiteTitle, die LIDA-SH von Beginn an in der Konzeption und Umsetzung der visuellen Kommunikation maßgeblich unterstützt haben und Science Communication Lab, die mit ihrer großzügigen Unterstützung die Auswertungsseite in dieser Form erst ermöglicht haben, danken.

 

LIDA-SH AUSWERTUNG 2022

DAS PROJEKT

LIDA-SH ist die unabhängige Dokumentationsstelle für antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein. Wir dokumentieren antisemitische Vorfälle und werten sie strukturiert aus. Unser Ziel ist es Ausmaß, Formen und Schwerpunkte des Phänomens zu erheben. In unserer Arbeit orientieren wir uns an internationalen Standards

Alle, die von einem antisemitischen Vorfall mitbekommen haben, können sich an LIDA-SH wenden. Sowohl Betroffene, Angehörige und Bekannte von Betroffenen als auch Zeug_innen.

LIDA-SH erfasst auch Vorfälle, die (noch) nicht bei der Polizei angezeigt wurden oder keinen Straftatbestand erfüllen. Informationen werden von uns grundsätzlich vertraulich behandelt. Wir verwenden Daten ausschließlich in anonymisierter Form, die keine Rückschlüsse auf natürliche Personen zulässt.

 

LIDA-SH wird durch das Landesdemokratiezentrum im Rahmen des Landesprogramms zur Demokratieförderung
und Rechtsextremismusbekämpfung gefördert.

DIE DOKUMENTATION

Antisemitismus als alltägliches Phänomen manifestiert sich in unterschiedlichster Form und Intensität. Dabei ist die Dokumentationsstelle zentral auf konkrete Hinweise auf antisemitischen Vorfällen angewiesen. Gibt es Hinweise auf einen antisemitischen Vorfall in öffentlich zugänglichen Medien, wie etwa Zeitungen oder Polizeimeldungen, …

recherchieren wir alle notwendigen Informationen proaktiv. Werden Vorfälle nicht öffentlich bekannt, sind wir darauf angewiesen, dass Personen, die von einem antisemitischen Vorfall wissen, sich auch bei LIDA-SH melden.

Wie viele Vorfälle LIDA-SH dokumentiert, ist demnach nicht nur von der tatsächlichen Anzahl antisemitischer Vorfälle, sondern von vielen weiteren Faktoren – wie etwa den Bekanntheitsgrad der Dokumentationsstelle, die Sensibilität von potentiellen Melder_innen für Antisemitismus oder das Vertrauen von Melder_innen in die Dokumentationsstelle – abhängig.

Antisemitische Vorfälle, die LIDA-SH bekannt wurden, werden in einem strukturierten Prozess – häufig im Austausch mit Meldenden – auf Plausibilität geprüft und anschließend strukturiert erfasst. LIDA-SH erhebt zu jedem Vorfall im Rahmen des Möglichen Informationen auf vier Ebenen:

1. Charakteristika des Vorfalls 
2. Ort und Kontext des Vorfalls 
3. Informationen zu Betroffenen/Adressierten 
4. Informationen zu Täter_innen/Verantwortlichen
5. Informationen zur Meldung

DIE AUSWERTUNG

Neben der Dokumentation antisemitischer Vorfälle gehört die Auswertung der erhobenen Vorfälle zu den zentralen Aufgaben der Dokumentationsstelle. Im Rahmen des communitygestützten Ansatzes bezieht LIDA-SH unterschiedliche jüdische Perspektiven aus Schleswig-Holstein kontinuierlich in die eigene Arbeit, …

insbesondere aber in den Auswertungsprozess, aktiv mit ein. Unser Dank gilt an dieser Stelle denjenigen, die uns in den letzten Jahren an ihren Perspektiven haben teilhaben lassen.

Die Ergebnisse dieser Auswertungsprozesse macht LIDA-SH jährlich der Öffentlichkeit zugänglich. Für die Jahre 2019 und 2020 sind dabei zwei Broschüren entstanden, in denen die empirischen Erkenntnisse und die darauf aufbauenden Analysen zum Phänomen Antisemitismus in Schleswig-Holstein vorgestellt werden. Diese können hier eingesehen werden.

DIE EMPIRISCHE BASIS

Ausgangspunkt unserer Analysen sind die für ein Jahr dokumentierten antisemitischen Vorfälle. Demnach beziehen sich sämtliche Aussagen zu aktuellem Ausmaß und Struktur, sowie zu Veränderungen und Verschiebungen immer nur auf die von LIDA-SH dokumentierten Vorfälle. Auch wenn wir mit einem niedrigschwelligen Angebot …

die bestehenden Hemmschwellen bei der Meldung von Vorfällen senken können und kontinuierlich am Ausbau unseres Meldenetzwerkes arbeiten, müssen wir doch davon ausgehen, dass auch die von uns dokumentierten Vorfälle nur einen Ausschnitt des tatsächlichen alltäglichen Antisemitismus erfassen. Unsere Ergebnisse können das sogenannte Dunkelfeld also ein Stück weit erhellen – gänzlich auflösen lässt es sich nie.

Zusammenfassung antisemitische Vorfälle im Bundesland

Auch in Schleswig-Holstein ist Antisemitismus ein komplexes Phänomen, das sich in unterschiedlichster Form und Intensität ausdrückt. Für das Jahr 2022 hat LIDA-SH mit 79 Vorfällen einen leichten Anstieg antisemitischer Vorfälle verzeichnet. Im Schnitt erfasst LIDA-SH damit mehr als einen Vorfall pro Woche. Die Struktur der dokumentierten Vorfälle verweist dabei auf ein massives Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle: Es muss davon ausgegangen werden, dass nur ein Bruchteil der Vorfälle auch von LIDA-SH dokumentiert werden konnten.

Auch wenn der Großteil der dokumentierten Vorfälle unterhalb der Schwelle zum Angriff zu verorten ist, dokumentiert LIDA-SH einen neuen Höchststand an Vorfällen, die mit einem erhöhtem Gefährdungspotential für Betroffene einhergehen. 
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Hinzu kommt, dass in den Vorfällen deutlich häufiger als in den vergangenen Jahren konkrete Personen oder Institutionen adressiert werden. Immer häufiger adressieren die Vorfälle zudem ganz direkt Jüdinnen und Juden sowie Orte jüdischen Lebens. Diese Vorfälle passieren dabei nicht im luftleeren Raum, sondern sind vielmehr Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Klimas, in dem gezielte Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Angriffe erst möglich werden.
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Antisemitische Vorfälle finden häufig im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder in der Schule statt – immer wieder aber auch im direkten Wohnumfeld von Betroffenen. Die hohe Zahl verhältnismäßig niedrigschwelliger Vorfälle in Kombination mit den ganz unterschiedlichen Orten, an denen diese stattfinden, verweist auf eine erschreckende Alltäglichkeit antisemitischer Vorfälle.
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Innerhalb der dokumentierten Vorfälle nimmt der Israelbezogene Antisemitismus eine zunehmend bedeutende Rolle ein. In 2022 ist er die am häufigsten dokumentierte Erscheinungsform. Das hohe Maß an Verschiebungen innerhalb unterschiedlicher Erscheinungsformen des Antisemitismus verweist dabei auf die Bedeutung von Gelegenheitsstrukturen für die öffentlich wahrnehmbare Artikulation von Antisemitismus.
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EBENE 1

Informationen zu Charakteristika

DELIKTQUALITÄT 2022

DELIKTQUALITÄT (AUSGEWÄHLT) 2019-2022

ERSCHEINUNGSFORM 2019–2022

„Es muss nicht immer körperliche Gewalt sein, um ein Zuschnüren der Kehle, der eigenen Kehle zu merken, und das gibt es zuhauf.“

EBENE 2

Informationen zu Ort und Kontext

VERTEILUNG LANDKREISE

VERTEILUNG SOZIALER RAUM
(aufgeteilt nach Lokalität)

„Dieses antisemitische Grundrauschen in der Gesellschaft führt dazu, dass es für uns Juden schwer ist, ein normales Leben zu führen. Die Sorge davor, dass man immer und überall mit Antisemitismus konfrontiert werden kann, beunruhigt viele Juden massiv. Von außen kann man nicht sehen, was im Inneren von vielen von uns vor sich geht.“

EBENE 3

Informationen zu Betroffenen/Adressierten

ADRESSIERUNG 2019–2022

„Es kommt vor, dass ich, weil ich Jüdin bin, als Israelin wahrgenommen und in die Rolle gedrängt werde, für die israelische Regierung Rechenschaft abzulegen. Das ist nicht immer böse gemeint und dennoch ist es eine Gedankenlosigkeit, die ich im Fundus unserer Gesellschaft registriere.“

EBENE 4

Informationen zu Verantwortlichen und Täter_innen

VERTEILUNG MILIEU 2022

VERTEILUNG GESCHLECHT 2022

„Vorher die Frage, von welchen Gruppen kommt Antisemitismus. Ja, von welcher nicht? Das müsste ich jetzt mal überlegen, es geht nur um eine Relation.“

EBENE 5

Informationen zur Meldung

MELDUNG 2022

„[Wir werden] staunen, wie groß das Ausmaß der Katastrophe ist. Momentan wissen wir es nicht. Es sind meistens diese Dunkelziffern von Taten, die von den Strafbehörden nicht direkt als antisemitische Taten gezählt werden.“

Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerungen des Ministeriums für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein und des Landesdemokratiezentrums beim Landespräventionsrat Schleswig-Holstein dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der oder die Autor_in bzw. tragen die Autor_innen die Verantwortung.