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ÜBER DIESE AUSWERTUNGSSEITE

Diese Auswertungsseite verfolgt das Ziel Interessierten nicht nur einen besseren Zugang zu der von uns geschaffenen empirischen Basis über antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein und den darauf getroffenen Einschätzungen, sondern auch zu notwendigen und weiterführenden Informationen über das Erfassungssystem von LIDA-SH sowie zu jüdischen Perspektiven auf Antisemitismus zu bieten. Diese Auswertungsformat betrachten wir dabei nicht als abgeschlossen, sondern als vorläufiges Ergebnis eines längerfristigen Prozesses, der nur durch unsere externen Partner_innen möglich geworden ist.

Zuallererst gilt unser Dank unseren jüdischen Partner_innen: Für ihr Vertrauen, ihre Bereitschaft uns an ihren Perspektiven teilhaben zu lassen und ihre kontinuierliche Unterstützung in unserer Arbeit. Dann möchten wir uns bei unseren weiteren Netzwerkpartner_innen bedanken. Mit ihren Meldungen haben sie wesentlich dazu beitragen Antisemitismus sichtbarer zu machen. Schließlich möchten wir WhiteTitle, die LIDA-SH von Beginn an in der Konzeption und Umsetzung der visuellen Kommunikation maßgeblich unterstützt haben und Science Communication Lab, die mit ihrer großzügigen Unterstützung die Auswertungsseite in dieser Form erst ermöglicht haben, danken.

 

LIDA-SH AUSWERTUNG 2023

DAS PROJEKT

LIDA-SH ist die unabhängige Dokumentationsstelle für antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein. Wir dokumentieren antisemitische Vorfälle und werten sie strukturiert aus. Unser Ziel ist es Ausmaß, Formen und Schwerpunkte des Phänomens zu erheben. In unserer Arbeit orientieren wir uns an internationalen Standards

Alle, die von einem antisemitischen Vorfall mitbekommen haben, können sich an LIDA-SH wenden. Sowohl Betroffene, Angehörige und Bekannte von Betroffenen als auch Zeug_innen.

LIDA-SH erfasst auch Vorfälle, die (noch) nicht bei der Polizei angezeigt wurden oder keinen Straftatbestand erfüllen. Informationen werden von uns grundsätzlich vertraulich behandelt. Wir verwenden Daten ausschließlich in anonymisierter Form, die keine Rückschlüsse auf natürliche Personen zulässt.

 

LIDA-SH wird durch das Landesdemokratiezentrum im Rahmen des Landesprogramms zur Demokratieförderung
und Rechtsextremismusbekämpfung gefördert.

DIE DOKUMENTATION

Antisemitismus als alltägliches Phänomen manifestiert sich in unterschiedlichster Form und Intensität. Dabei ist die Dokumentationsstelle zentral auf konkrete Hinweise auf antisemitischen Vorfällen angewiesen. Gibt es Hinweise auf einen antisemitischen Vorfall in öffentlich zugänglichen Medien, wie etwa Zeitungen oder Polizeimeldungen, …

recherchieren wir alle notwendigen Informationen proaktiv. Werden Vorfälle nicht öffentlich bekannt, sind wir darauf angewiesen, dass Personen, die von einem antisemitischen Vorfall wissen, sich auch bei LIDA-SH melden.

Wie viele Vorfälle LIDA-SH dokumentiert, ist demnach nicht nur von der tatsächlichen Anzahl antisemitischer Vorfälle, sondern von vielen weiteren Faktoren – wie etwa den Bekanntheitsgrad der Dokumentationsstelle, die Sensibilität von potentiellen Melder_innen für Antisemitismus oder das Vertrauen von Melder_innen in die Dokumentationsstelle – abhängig.

Antisemitische Vorfälle, die LIDA-SH bekannt wurden, werden in einem strukturierten Prozess – häufig im Austausch mit Meldenden – auf Plausibilität geprüft und anschließend strukturiert erfasst. LIDA-SH erhebt zu jedem Vorfall im Rahmen des Möglichen Informationen auf vier Ebenen:

1. Charakteristika des Vorfalls 
2. Ort und Kontext des Vorfalls 
3. Informationen zu Betroffenen/Adressierten 
4. Informationen zu Täter_innen/Verantwortlichen
5. Informationen zur Meldung

DIE AUSWERTUNG

Neben der Dokumentation antisemitischer Vorfälle gehört die Auswertung der erhobenen Vorfälle zu den zentralen Aufgaben der Dokumentationsstelle. Im Rahmen des communitygestützten Ansatzes bezieht LIDA-SH unterschiedliche jüdische Perspektiven aus Schleswig-Holstein kontinuierlich in die eigene Arbeit, …

insbesondere aber in den Auswertungsprozess, aktiv mit ein. Unser Dank gilt an dieser Stelle denjenigen, die uns in den letzten Jahren an ihren Perspektiven haben teilhaben lassen.

Die Ergebnisse dieser Auswertungsprozesse macht LIDA-SH jährlich der Öffentlichkeit zugänglich. Für die Jahre 2019 und 2020 sind dabei zwei Broschüren entstanden, in denen die empirischen Erkenntnisse und die darauf aufbauenden Analysen zum Phänomen Antisemitismus in Schleswig-Holstein vorgestellt werden. Diese können hier eingesehen werden.

DIE EMPIRISCHE BASIS

Ausgangspunkt unserer Analysen sind die für ein Jahr dokumentierten antisemitischen Vorfälle. Demnach beziehen sich sämtliche Aussagen zu aktuellem Ausmaß und Struktur, sowie zu Veränderungen und Verschiebungen immer nur auf die von LIDA-SH dokumentierten Vorfälle. Auch wenn wir mit einem niedrigschwelligen Angebot …

die bestehenden Hemmschwellen bei der Meldung von Vorfällen senken können und kontinuierlich am Ausbau unseres Meldenetzwerkes arbeiten, müssen wir doch davon ausgehen, dass auch die von uns dokumentierten Vorfälle nur einen Ausschnitt des tatsächlichen alltäglichen Antisemitismus erfassen. Unsere Ergebnisse können das sogenannte Dunkelfeld also ein Stück weit erhellen – gänzlich auflösen lässt es sich nie.

Zusammenfassung antisemitischer Vorfälle im Bundesland

Auch in Schleswig-Holstein ist Antisemitismus ein komplexes Phänomen, das sich in unterschiedlichster Form und Intensität ausdrückt. Für das Jahr 2023 hat LIDA-SH mit 120 Vorfällen einen massiven Anstieg dokumentierter antisemitischer Vorfälle verzeichnet. Im Schnitt erfasst LIDA-SH damit mehr als zwei Vorfälle pro Woche. Die hohe Anzahl dokumentierter Vorfälle stehen dabei in einem direkten Zusammenhang mit den Reaktionen auf den antisemitischen und misogynen Terroranschlag vom 07.10.2023 und dem sich anschließenden Krieg. 

Die Struktur der dokumentierten Vorfälle verweist zudem auf ein massives Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle: Es muss davon ausgegangen werden, dass nur ein Bruchteil der Vorfälle auch von LIDA-SH dokumentiert werden konnten. 

Auch wenn der Großteil der dokumentierten Vorfälle unterhalb der Schwelle zum Angriff zu verorten ist, bleiben die dokumentierten Vorfälle, die mit einem erhöhtem Gefährdungspotential einhergehen, weiter auf einem hohen Niveau.
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Hinzu kommt, dass in den Vorfällen deutlich häufiger als in den vergangenen Jahren konkrete Personen oder Institutionen adressiert werden. Im Vergleich zum Vorjahr wurden nochmal deutlich mehr Vorfälle dokumentiert, in denen Jüdinnen und Juden direkt adressiert sind. Ein Großteil der Vorfälle, in denen Jüdinnen und Juden direkt adressiert wurden, wurde vor dem 07.10.2023 dokumentiert. Auch diese Vorfälle passieren dabei nicht im luftleeren Raum, sondern sind vielmehr Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Klimas, in dem gezielte Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Angriffe erst möglich werden. 
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Antisemitische Vorfälle wurden für 2023 in nahezu allen Landkreisen dokumentiert. Diese finden häufig im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im Kontext von Demonstrationen statt. Zudem wurden für 2023 doppelt so viele Vorfälle, die im persönlichen Nahraum von Adressierten passieren, dokumentiert. Die hohe Anzahl vergleichsweise niedrigschwelliger Vorfälle, kombiniert mit den verschiedenen Orten, an denen diese stattfinden, deutet auf die erschreckende Alltäglichkeit antisemitischer Vorfälle hin. 
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Innerhalb der dokumentierten Vorfälle nimmt der israelbezogene Antisemitismus weiterhin eine zunehmend bedeutende Rolle ein. In 2023 ist er mit Abstand die am häufigsten dokumentierte Erscheinungsform. Die Reaktionen auf den Terroranschlag vom 07. Oktober und dem sich anschließenden Krieg sowie das hohe Maß an Verschiebungen innerhalb unterschiedlicher Erscheinungsformen des Antisemitismus weisen dabei auf die Bedeutung von Gelegenheitsstrukturen für die öffentlich wahrnehmbare Artikulation von Antisemitismus hin. 
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Die Anzahl der durch die Ermittlungsbehörden erfassten antisemitischen Straftaten hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Dabei muss von einer nur marginalen Überschneidung zwischen den durch LIDA-SH dokumentierten antisemitischen Vorfällen und den polizeilich registrierten antisemitischen Straftaten ausgegangen werden. Dieser Befund zeigt nicht nur die Bedeutung einer zivilgesellschaftlichen Erfassung antisemitischer Vorfälle auch unterhalb der Grenze zur Strafbarkeit, er lässt auch ein immenses Dunkelfeld antisemitische Vorfälle erahnen.
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EBENE 1 

Informationen zu Charakteristika

DELIKTQUALITÄT 2023

DELIKTQUALITÄT NACH MONATEN 2023

ERSCHEINUNGSFORM 2019–2023

ISRAELBEZOGENER ANTISEMITISMUS 2023

„Es muss nicht immer körperliche Gewalt sein, um ein Zuschnüren der Kehle, der eigenen Kehle zu merken, und das gibt es zuhauf.“

EBENE 2

Informationen zu Ort und Kontext

VERTEILUNG LANDKREISE 2023

VERTEILUNG SOZIALER RAUM
(aufgeteilt nach Lokalität)

„Dieses antisemitische Grundrauschen in der Gesellschaft führt dazu, dass es für uns Juden schwer ist, ein normales Leben zu führen. Die Sorge davor, dass man immer und überall mit Antisemitismus konfrontiert werden kann, beunruhigt viele Juden massiv. Von außen kann man nicht sehen, was im Inneren von vielen von uns vor sich geht.“

EBENE 3

Informationen zu Betroffenen/Adressierten

ADRESSIERUNG 2019–2023

Adressierung 2019-2023
Jüdinnen, Juden und jüdische Institutionen

„Es kommt vor, dass ich, weil ich Jüdin bin, als Israelin wahrgenommen und in die Rolle gedrängt werde, für die israelische Regierung Rechenschaft abzulegen. Das ist nicht immer böse gemeint und dennoch ist es eine Gedankenlosigkeit, die ich im Fundus unserer Gesellschaft registriere.“

EBENE 4

Informationen zu Verantwortlichen und Täter*innen

Landkarte Fälle in 2023
Aufschlüsselung nach Milieu

Verhältnis Adressierte zu Täter*innen/Verantwortliche

„Vorher die Frage, von welchen Gruppen kommt Antisemitismus. Ja, von welcher nicht? Das müsste ich jetzt mal überlegen, es geht nur um eine Relation.“

EBENE 5

Informationen zur Meldung

MELDUNG 2023 

„[Wir werden] staunen, wie groß das Ausmaß der Katastrophe ist. Momentan wissen wir es nicht. Es sind meistens diese Dunkelziffern von Taten, die von den Strafbehörden nicht direkt als antisemitische Taten gezählt werden.“

Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerungen des Ministeriums für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein und des Landesdemokratiezentrums beim Landespräventionsrat Schleswig-Holstein dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der oder die Autor_in bzw. tragen die Autor_innen die Verantwortung.